Mittwoch, 22. Dezember 2010

Verdunstung

Regenwasser, das im Boden gespeichert ist, wird von den Pflanzen aufgenommen und verdunstet aus den Pflanzen heraus und auch auch aus dem für die Landwirtschaft vorbereiteten Boden. Das ist an sich nicht problematisch. Wenn die Lebensmittel aber in großem Maßstab in wasserarmen Regionen angebaut und anschließend exportiert werden, fehlt das Wasser dort als Trinkwasser, für den eigenen Anbau und in der Natur. Natürlich regnet das Wasser auch irgendwann wieder ab aber nicht immer an dem Ort und zu dem Zeitpunkt, wo es gebraucht wird.

Dienstag, 21. Dezember 2010

work in progress













Steffi, meintest du das mit "gröbere Konturen"? Ich weiß nicht ob das Sinn macht, wenn ich die Motive später Siebdrucken will.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Infografik Wasser

Wahrscheinlich soll es Infografiken geben zu schwerpunktmäßig folgenden Themen: Peak Oil, Virtuelles Wasser, Globale Erwärmung.

Ich hab enfach mal irgendwo angefangen, hier ein Versuch zum Thema Wasserverschmutzung:

Oben sollte irgendwo folgender Text hin:
Beim Anbau von Gemüse,  Obst und Futtermitteln werden Gifte auf das Feld aufgebracht um einen Befall von Schädlingen, Unkraut oder Pilzen zu verhindern. Diese Gifte werden ausgewaschen und gelangen so in Seen und Flüsse, sowie das Grundwasser. 

Und weiter unten:
Wenn der Anbau nicht bei uns stattfindet, ist es zunächst auch nicht unser Wasser, das verschmutz wird, sondern das der Menschen dort. Oft sind es südliche Ländern, in denen es generell weniger  Trinkwasser gibt und weniger Möglichkeiten, das Wasser wieder zu säubern.

Ist das verständlich? Der Text zu lang? Ist der Ton gut? Zu sachlich, zu moralisch? Wie findet ihr die Grafik, die Farben?
(Ich habe in Hinblick auf Siebdruck Kombinationen aus zwei Volltonfarben und ihren  50%-Abstufungen verwendet.)

Freitag, 26. November 2010

Stadtpläne

Ich will die Informationen des Projekts gerne in Form eines Reiseführers aufbereiten – mit Übersichts- und Verbindungsplänen, Vergrößerungen bestimmter interessanter Ausschnitte. So wie etwa hier



Diese Idee schwirrte schon länger in meinem Kopf herum, jetzt habe ich sie mal probeweise graphisch umgesetzt.

Zuerst habe ich mit dem wundervollen yEd meine die einzelnen Aspekte von Nahrungsbeschaffung geordnet und miteinander verknüpft, das sah dann etwa so aus:
Ziemlich komplex...
Ich hab dann versucht, das ganze in Stadtteile einzuteilen.


Mit der Struktur drunter war es einem Stadtplan schon nicht unähnlich aber irgendwie musste ich vereinfachen.
Deshalb hab ich erstmal etwas umgesetzt, was von Anfang an in meinem Kopf war: einen U-Bahn-Plan (die Anordnung ist hier anders als oben).

Inhaltlich ist das jetzt sehr abgekürzt und muss sicherlich noch verfeinert werden. Aber ich wollte erstmal nachören: 
Was haltet ihr davon?

Donnerstag, 18. November 2010

Wohin soll die Reise gehn?


In der letzen (und ersten) Gruppendiplombesprechung wurde heftig über den Sinn und das Ziel meines Projektes diskutiert. Unter anderem ging es um die Fragen
Können wir überhaupt etwas verändern?
Kann man bei anderen ein Umdenken auslösen, und wenn ja dann wie?
Bei welcher Zielgruppe erzielt man das größte Ergebnis?

Ich habe ein paar Ziele und „Nicht-Ziele“ festgehalten, um mir selber klarer zu machen, was ich eigentlich will.

Was ich nicht will
  • Belehren
  • den moralischen Zeigefinger heben
  • jemandem sagen, was er zu tun hat
  • detaillierte Handlungsanweisungen geben
  • schmerzfreie Patentrezepte präsentieren

Was ich will
  • Jemanden erreichen
  • unser Handeln in Zusammenhang stellen mit ökologischen, ökonomischen, sozialen Problemen
  • anregen etwas zu verändern, Inspiration geben
  • informieren, um das Abwägen zu ermöglichen
  • aufzeigen, wo ein Einwirken möglich ist
  • Information begreifbar machen
  • Information längerfristig in den Köpfen verankern, es soll „klick“ machen

Einfache Tipps oder tiefgreifende Veränderungen?


Auch wenn ich bis jetzt nur einen Bruchteil der besuchten Projekte vorgestellt habe, soll es ab sofort auch um theoretische Überlegungen und die Umsetzung meines Projekts gehen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dazu Kommentare schreibt, über die Kommentarfunktion oder per Mail.

Für alle, die nicht so viel lesen wollen: Das wichtigste hervorgehoben.

Ich habe das Thema eingeschränkt auf den Bereich Ernährung also so etwas wie „Nachhaltige Nahrungsbeschaffung“. Dabei sollen aber die damit verbundenen Problematiken aus angrenzenden Bereichen nicht ausgeblendet werden, sondern ich möchte aufzeigen, wie unsere Ernährung mit Fragen der Ökologie, Ökonomie und Sozialem in Verbindung stehen. Die Lösungsansätze, die ich während meiner Reise gesammelt habe – und die ich auch immer noch fleißig sammele – möchte ich in diesen Kontext stellen. Damit meine ich aber weniger kleine Maßnahmen im Alltag – wie z.B. „Backpapier wieder verwenden“ und das nicht, weil ich diese nicht für sinnvoll halte. Ressourcen schonen und Müll vermeiden halte ich immer für richtig und sinnvoll. Von diesen „Haushaltstipps“ gibt es aber schon unzählige Sammlungen, da kann und brauche ich nicht mehr viel hinzu zu fügen.
Auch Einkaufsratschläge à la „Kauft nur noch Biotomaten!“ will ich nicht verbreiten. Erstens gibt es derer auch schon genug, zweitens kann man so eine Pauschalaussage ohnehin in den seltensten Fällen treffen. Schließlich ist niemandem damit gedient, wenn mein Publikum rund ums Jahr Biotomaten kauft, egal ob sie aus dem Saarland oder aus Teneriffa stammen. Andererseits will ich auch niemand dazu auffordern, ausschließlich selbst erzeugte Tomaten zu essen – die Wahrscheinlichkeit, dass das fruchtet, ist denkbar gering. Abwägen ist hier angesagt, und dazu will ich ermächtigen.
Dazu möchte ich weitergehende Ansätze zeigen, die eine größere Umstellung erfordern, dafür aber auch mehr Wirkung haben – im Privaten wie im Bezug auf die Gesellschaft. Und mit Umstellung meine ich hier keinesfalls „Opfer“ oder „Unannehmlichkeiten“. Ich glaube kaum, dass ein Urban-Gardenern die Zeit in seinem „Garten“ als geopferte Zeit empfindet. Im Gegenteil: Sie bedeutet einen Gewinn an Lebensqualität – garniert durch selbsterzeugtes Gemüse!

Freitag, 3. September 2010

Verona

Gestern bin ich bei meinem ersten Servas-Gastgeber angekommen - Marco in Verona! Heute hatte ich einen tollen Tag in der Stadt, es gibt auch ein paar Zeichnungen, sobald ich in die Naehe eines Scanners komme. Heute haben zwei deutsche Touristen hintereinander ungefragt in mein Skizzenbuch fotografiert! Was soll man da sagen?
Zum Abendessen wurde ich grandios bekocht: Es gab rohe Shrimps, danach fast rohen Tunfisch mit hausgemachtem Aceto Balsamico di Modena, zu Trinken Francia Corta, eine Art italienischen Cremant. Dann Couscous mit Gemuese und zum Abschluss Obst (unter anderem selbstgepflueckte (!) Feigen) mit Schokosauce und Grappa. Koeniglich!
Morgen fahre ich weiter nach Turin zur naechten Servas-Gastgeberin und ihrer Familie.
Bis bald!

PS: Die Kommentarfunktion habe ich jetzt uebrigens endlich mal freigegeben, also: Feel free to comment!

Nachtrag

Hier kommen die versprochenen Zeichnungen:

Sonntag, 29. August 2010

Montag, 16. August 2010

rampenplan

Last week I was at the ecotopia camp in Wiesenburg to cook with Rampenplan, a fieldkitchen from the Netherlands. Rampenplan was the first mobile kitchen to cook during demonstrations or other political acition and was founded about 30 years agoo. They are able to nourish severeal thousand people – all vegan and ecological. In Wiesenburg there were "only" 250 to 300 people to feed, which for four or five people is still a lot of work.

The day started with breakfast, which was quite luxurious with different kinds of cheese, spreads, confiture and more.

After breakfast and coordinating the dishwashing (the participants of the camp luckily had to help!) we could imediately start preparing lunch, which was normaly a soup an bread and cheese again.

preparing the dal
And after giving out lunch (and the dish-washing and cleaning up and so on...) it was already time to start coordinating the preparation of the vegetables, we wanted to serve for dinner. While some participants where washing peeling and cutting all the stuff we got from ecological farmer from the region, we got started with the dinner, which normally consisted out of 4 to 5 parts: Carbs, sauce, cooked vegetables,  protein and raw vegetables. For example rice with mushroom sauce, carrots, dal (cooked lentils) and a green salad.


Between the meals we had to take all the temperature-sesitive stuff, like the dairy products, margerine and so on to the storage and cooling that lay in a station building near by. There we also kept the vegetables, to keep them fresh. To transport all that stuff we used the wonderful sushine mobile, an electric car with was load up by solar cells.

All in all it was a lot of work, it was a great time! People from rampenplan, if you should read this:
A big thank you!

Mittwoch, 7. Juli 2010

Casablanca

Hier kommt ein Beitrag der schon länger in meinem Hinterkopf schmort. Es ist schon fast einen Monat her, dass ich die Gruppe Casablanca in Leipzig besucht habe, aber bisher wusste ich nicht so recht, was ich darüber schreiben und von der Begegnung halten soll. Deshalb zunächst mal die „hard facts“, denn die erzählen sich leichter: Casablanca ist eine Gruppe von ca. 15 Leuten mit Kindern, die in Leipzig ein linkes Hausprojekt gegründet haben. Sie nennen sich die „BäckerInnen“ in Anlehnung an den Spruch: „Es geht nicht um ein Stück vom Kuchen es geht um die ganze Bäckerei!“

Das Haus – worum geht es?
Konkret haben sie als Verein ein Haus in Leipzig Lindenau gekauft und sind nun seit etwa 2 Jahren damit beschäftigt dieses mit umweltfreundlichen Materialien zu renovieren und umzubauen. Unter anderem wurden alle Außenmauern neu gedämmt und eine Kombination aus Pellets- und Solarheizung eingebaut. Wenn alles fertig ist, wird das Haus dadurch sehr energiesparend sein und ausschließlich mit regenerativen Ressourcen beheizt werden. Im unteren Stockwerk ist ein öffentlicher Bereich mit Café und Vokü, sowie Seminarräumen geplant, wobei man sich unter Café sicher keine gewöhnliches kommerzielles Café vorstellen sollte, sondern eher einen offenen Treffpunkt mit Verzehrmöglichkeit. Das Café ist auch der Raum, der schon am weitesten ist und es wird auch schon von verschiedenen Gruppen genutzt.

Hier entsteht das Café

Die Abkürzung Vokü steht für „Volksküche“ und bedeutet, dass in der Gruppe gekocht und das Essen dann zum Selbstkostenpreis oder gegen freiwillige Spende ausgegeben wird. Mehr dazu bei Wikipedia 
Im ersten Stock ist ein halb öffentlicher Bereich geplant mit Aufenthaltsräumen, die von den Bewohnern des Hauses und Gästen geteilt werden, außerdem die große Gemeinschaftsküche. In den oberen beiden Etagen folgt dann der eigentliche Wohnbereich. Hier werden die Privaträume zu finden sein sowie eine Teeküche pro Stockwerk. 
Das wird der große Aufenthaltsraum 
 
Das Anliegen der BäckerInnen ist, einen Raum zu schaffen in dem Lebensentwürfe, die von den traditionellen abweichen, experimentiert und gelebt werden können. Sie wollen hier Selbstorganisation und Selbstermächtigung erproben. Auch die Vernetzung und der Austausch von Wissen, Erfahrungen und Gütern mit anderen Gruppen ist Ihnen wichtig, um zusammen an einer neuen Gesellschaft zu arbeiten. Ziel ist eine Gesellschaft der Gleichberechtigung, in der jeder als Individuum geschätzt wird und z.B. nicht danach bewertet wird, ob er einer Arbeit nachgeht oder nicht. Um diesem Ziel nachzukommen, macht Casablanca z.B. auch Aktionen und im öffentlichen Raum um auf Missstände aufmerksam zu machen.


Die Bauwoche
Bis das Haus bezogen werden kann, wird es aber noch ein bisschen dauern. Ich besuchte die Gruppe in der ersten Juniwoche, während einer Soli-Bauwoche. Das Prinzip Bauwoche funktioniert so, dass Helfer und Interessierte für ein paar Tage auf die Baustelle kommen, dort aktiv mithelfen und eventuell auch Techniken erlernen. Dafür gibt’s Kost und Logis gratis. Wir haben in der Woche hauptsächlich Lehmputz gemacht, wofür die BäckerInnen eine tolle Lehmspritzmaschine benutzen. Der flüssige Lehm wird also nicht wie sonst üblich gegen die Wand geworfen sondern „zerstäubt“ und direkt auf die Wand aufgespritzt. Das geht zum einen schneller als das Werfen mit der Hand, vor allem aber kann man den Schlauch bis ins Erdgeschoss nach draußen legen und den dort angemischten Lehm direkt nach oben pumpen. Das erspart einem viel Geschleppe von Lehm und Wasser. Das System ist allerdings auch problemanfälliger als die manuelle Methode: Immerwieder verstopfte der Schlauch, weil die Mischung zu dick oder der Lehm zu sandig war. Meine Aufgabe bestand während der drei Tage darin, den auf die Wand aufgetragenen Lehm mit einer Keller glatt zu ziehen, bzw. während die Maschine nicht ging haben wir Unebenheiten in der Wand und Hohlräume um die Türstöcke mit kleinen Steinen und einer Mischung aus Lehm und Holzhäckseln aufgefüllt, um sie für den Lehmputz vorzubereiten. Der Lehm verarbeitet sich sehr angenehm und bringt gute Eigenschaften mit, zum Beispiel beibt die verputzte Wand atmungsaktiv, weshalb man später weniger Probleme mit Schimmel hat. Mehr zum Lehmputz findet ihr hier 


Besonders hervorheben möchte ich noch, die Bemühungen der Gruppe im Haus aber besonders auf der Baustelle, Gleichberechtigung zu leben. Das bedeutet zum einen, dass keine sexistischen, homophoben oder rassistischen Begriffe verwendet werden, zum andern ist aber auch die klassische Rollenverteilung aufgehoben. Selbstverständlich, dass auch Frauen am Lehmmischer stehen oder schwere Maschinen bedienen, dass Männer die Kinder betreuen und Frauen koordinatorische Aufgaben übernehmen. Das bedeutet aber nicht nur, die Frau, die vielleicht durch eine entsprechende vorhergegangene Lehre bereits handwerkliche Fähigkeiten hat, diese auch ausüben zu lassen, sonder auch Menschen, gleich welchen Geschlechts, an Aufgaben heranzuführen, die diese durch ihre bisherige Sozialisierung vielleicht noch nicht beherrschen. Und dass ohne Erfolgs- oder Zeitdruck und ohne genervte Reaktionen, wenn etwas mal nicht klappt oder der andere etwas nicht sofort versteht. So sollte es eigentlich sein.Soweit finde ich das Projekt toll und unterstützenswert.


Kann Information die Gesellschaft verändern?
Nach der Baustelle hatte ich dann noch ein Interview-Gespräch mit zwei männlichen Mitgliedern der Gruppe. Hierbei gab es eine grundlegende Meinungsverschiedenheit, die wohlgemerkt nur die Meinung einzelner wieder spiegelt, nicht die der gesamten Gruppe. Und zwar ging es um meinen Ansatz, Informationen, wie man sein Leben nachhaltiger gestalten kann, zu sammeln und an andere weiterzugeben. Ich verfolge diesen Ansatz, weil ich der Meinung bin, dass viele Menschen den grundsätzlichen Willen haben, etwas zu verändern, in der Praxis aber nicht wissen, wie und wo sie anfangen sollen oder frustriert sind, weil sie glauben, dass sie ohnehin nichts ausrichten können.
In diesem Punkt war einer der beiden Gesprächspartner vollkommen anderer Meinung. Er fand, nicht zu wissen, wo mein anfangen soll, sei nur eine faule Ausrede für die, die 1. verdrängen würden, dass ihr Lebensstil in direktem Zusammenhang mit der Armut und dem Elend anderer ständen und die sich 2. für besser und mehr wert als die Menschen in den Entwicklungsländern halten und daher nicht bereit sind, zugunsten anderer und der Umwelt auf ihren Komfort zu verzichten.
Ich gebe ihm in sofern recht, dass bei unserem oft nicht nachhaltigen Lebensstil ein großer Teil Verdrängung dabei ist. Natürlich geht es auch um Bequemlichkeit und ich denke viele kennen das Problem, dass man in bestimmten Dingen genau weiß, wie man sie man sie besser machen könnte: z.B. weniger Autofahren, zum Ökostromanbieter wechseln oder fairtrade-Produkte kaufen. Im Alltag machen wir es dann aus Bequemlichkeit dann doch nicht. Und damit leben wir – damit muss ich ihm vollkommen recht geben – auf Kosten der Umwelt und auf Kosten der 3. Welt. Wo ich aber nicht zustimme ist, dass es sich hier um eine ganz bewusste Entscheidung handelt. Ich denke die wenigsten haben Gedanken wie: Ach ich kaufe meine Klamotten bei H&M, ob die ein Kind in der 3. Welt genäht hat ist mir scheißegal, weil die Kinder in der 3. Welt haben es eh nicht anders verdient.“ Das glaube ich einfach nicht. Ich glaube vielmehr, dass es erstens an Information über globale Zusammenhängen mangelt. Und dass zweitens zu wenig Handlungsalternativen präsent und gesellschaftlich anerkannt sind. Bei den Informationen habe ich das Gefühl, dass sich viele (mich eingeschlossen) in einem Dschungel aus komplexen Zusammenhängen, gezielter Fehlinformation durch die Lobby der Produzenten und Greenwashing anderer Hersteller nicht mehr orientieren können. Wenn man dann noch dazunimmt, dass uns ja im Grunde jede hunds-gewöhnliche Milchverpackung mit ihren glücklichen Kühen auf der Weide suggeriert, es handele sich um ein natürliches Produkt, wundert mich die Überforderung bei der Kaufentscheidung im Supermarkt und die daraus folgende Resignation nicht mehr.
Bestimmt werden hier viele – und mein Gesprächspartner bei Casablanca gehört vermutlich dazu – entgegnen, dass es doch lächerlich sei, anzunehmen, ein Erwachsener Mensch wisse nicht, dass die Milch aus dem Supermarkt aus einem hoch-industrialisierten Betrieb komme. Aber ich behaupte es ist einfach die Flut, von (Fehl-) Informationen, die uns den Überblick verlieren lässt.

Unterschiedliche Perspektiven
Etwas, dass die beiden von Casablanca sich auch nicht vorstellen konnten, war eine Person, die von Projekten wie ihnen noch nie gehört hat.Ich denke die beiden sind einfach schon sehr lange mit der Szene in Kontakt und können sich dadurch in andere Lebenswelten nicht mehr so gut hinein denken. Ich habe auch im Gespräch schon gemerkt, dass es Verständigungsprobleme zwischen uns dreien gab, weil die beiden von Casablanca eben mit einem ganz anderen Hintergrundwissen und vor allem einer anderen Weltsicht, in das Gespräch gingen. Viele Termini, die die beiden ganz selbstverständlich verwendeten, sagten mir einfach überhaupt nichts. Und das oft nicht, weil ich das Wort nicht verstand, sondern weil für sie damit ein ganzer Sachzusammenhang verbunden war, der sich mir nicht von selbst erklärte.
Da kam zum Beispiel das Argument, es gebe ja überall AJZs (autonome Jugendzentren) und die würden ständig Veranstaltungen machen, man müsse dann aber eben auch hingehen. Ich weiß nicht, wo meine Leser herkommen, aber in dem Ort, wo ich aufgewachsen bin, gab es meines Wissens nach kein autonomes Jugendzentrum. Und wenn es eins gegeben hätte, hätte ich nie danach gesucht, weil ich ja gar nicht wusste, was das ist. Dass ich mittlerweile auf mehrere solcher alternativen Projekte gestoßen bin verdanke ich dem Zufall, dass eine Freundin von mir an so einem Projekt beteiligt war Ohne sie wüsste ich noch heute nichts von Wohnprojekten, Voküs und Coops und würde – und das ist das wichtige – auch noch immer keine Handlungsperspektiven sehen. Erst durch die von anderen vorgelebten Alternativen bin ich auf die Idee gekommen, dass eventuell eine andere Welt und eine andere Gesellschaft möglich sein könnte. Und erst dadurch habe ich angefangen zu recherchieren und mich zu informieren. Diese Informationen, will ich weitergeben, weil ich es kann (!) und weil ich glaube, dass ich dadurch andere zu einem Wandel motivieren kann – auch wenn ein Bäcker nicht meiner Meinung ist.

Montag, 5. Juli 2010

the story of stuff




Ein konsumkritisches Video zum Produktions-Gebrauchs-Entsorgungs-Kreislauf. Das Thema ist plakativ und damit natürlich stark vereinfach dargestellt, dafür bleibt es aber unterhaltsam und veranschaulicht größere Zusammenhänge. Nebenbei ist der Film auch grafisch ganz nett gemacht.
Auf der website findet ihr noch zwei weitere Videos:  "The story of bottled water" und "The story of cap and trade" (Emissionshandel), letzteres gibt es bei YouTube auch auf deutsch.
Mehr infos unter: www.storyofstuff.com

Mittwoch, 23. Juni 2010

Marie fährt zu den Schafen

Endlich positive Nachrichten aus Tschechien: Vom 6. bis 18. Juli werde ich WWOOFen bei Vojtech und Lenka in Valeč. Hier gibt es einen kleinen Film über die beiden. Und hier ihre WWOOFing-Seite. Juchuu!

Mittwoch, 9. Juni 2010

Rosa Rose im Gegenwind

Eine Woche später war ich wieder beim Mittwochs-Gärtner-Treff bei der Rosa Rose. Als ich mit Sebastian ankomme wird gerade heftig diskutiert: Mehrere der Gärtnerinne sind während sie alleine im Garten waren von verschiedenen Personen angesprochen – oder leider muss man sagen – angepöbelt worden. Was das denn solle, warum sie den Rasen kaputt machen? Das sei doch hässlich und lächerlich, sie sollen ihr Gemüse gefälligst im Geschäft kaufen. Außerdem wird kritisiert, warum die Gärtner nicht den Müll und die kaputten Flaschen auf dem anderen Teil des Grundstücks (welche wohlgemerkt von anderen Nutzern stammen) aufsammeln. Eine der Personen droht, die Polizei zu informieren. Diese jedoch ist informiert, das Projekt ist ja legal und vom Berzirksamt unterstützt.

Diese Anwohner scheinen – aus welchem Grund auch immer – etwas gegen die neue Nutzung der Grünfläche haben. Schade, denn bisher erscheint der Ort eher unbelebt. Leider bleibt es nicht bei verbalen Angriffen: In den kommenden Tagen verschwinden immer wieder Tomatenpflanzen aus den Beeten. Andere werden umgetrampelt oder abgeschnitten. Die Gärtnerinnen sind frustriert und wütend, eine der Angesprochenen überlegt, aus dem Projekt aus zu steigen. Gemeinsam diskutieren die Frauen, wie und warum die Aggressionen entstehen und wie man ihnen entgegen wirken kann. Auf der Mailingliste geht die Debatte noch weiter und die Rosa Rose-GärtnerInnen entscheiden sich zu verschiedenen Maßnahmen um die Anwohner besser zu informieren und einzubinden: Ein großes und mehrere kleine Schilder beschreiben im Garten das Projekt und laden zum Mitmachen ein. Außerdem ist ein Grillfest geplant um stärker mit den Anwohnern in Kontakt zu kommen. Die Gruppe erstellt Flyer und auch ein Hinweis in der Lokalzeitung wird angeleiert, damit möglichst viele Leute vom neuen Garten und dem Fest erfahren. Das alles passiert aus der Gruppe heraus, ohne Machthierachien und Zuweisen von Aufgaben. Bei einem Treffen beschließen die GärtnerInnen außerdem verstärkt auf Personen, die sich auf der Fläche aufhalten zu zugehen und explizit eher als Einzelperson, denn als geschlossene Gruppe aufzutreten. Zusätzlich gibt es versöhnende Maßnahmen: Rasenmähen und Müllaufsammeln...

Gepflanzt haben wir an diesem Tag aber auch noch und zwar Auberginen und Physalis (!)
















Eva hatte Angst, dass ihre mit viel Herzblut herangezogenen Tomatpflanzen der Schere zum Opfer fallen würden und deshalb wurden die Jungpflanzen an alle Anwesenden mit Balkonen "verliehen" bis sich die Lage im Garten bessert.

Das Grillfest findet übrigens statt am 19 Juni ab 18 Uhr auf dem Gartengelände der Rosa Rose (Frankfurter Allee/Jessner Straße) in Berlin Friedrichshain. Den Flyer zum Grillfest gibts hier.

Dienstag, 25. Mai 2010

Rosa Rose

Rosa Rose ist ein Nachbarschaftsgarten in Berlin Friedrichshain. Der ursprüngliche Rosa Rose Garten entstand auf einem brachliegenden Grundstück in der Kinzig-Straße. Die Bewohner des benachbarten K9-Hauses entschieden sich 2004, dass sie aus der vermüllten und mit Hundekot übersäten Fläche mehr machen wollten. Sie begannen das Grundstück zu reinigen und Stück für Stück einen Garten anzulegen. Dabei kamen ganz unterschiedliche Interessen zusammen: Während einige ambitionierte Gärtner tatsächlich Gemüse anbauen wollten, wünschten sich andere nur einen grünen Aufenthaltsort im Freien oder Auslauf für ihre Hunde. Und so entstand ein bunt gemischtes Gartenangebot als Nachbarschaftstreffpunkt, Ort für Feiern und für kulturelle Veranstaltungen.
Das alles weiß ich leider nur aus den Erzählungen von Frauke, die von Anfang an dabei war. Heute ist vom ursprünglichen Garten nichts mehr zu sehen, denn 2008 wurde ein Teil der Fläche, für die die Gruppe ja keinen Nutzungs- oder Pachtvertrag hatte, an einen Investor verkauft und bebaut. 2009 mussten sie dann auch den restlichen Garten räumen, um einem Bauvorhaben Platz zu machen, das allerdings bis heute nicht begonnen hat. Zur Zeit liegt die Fläche wieder brach.
Die Rosa Rose Gärtner haben von der Stadt ein neues Grundstück angeboten bekommen und sind dort grade mit einem neuen Garten gestartet. Dieser liegt hinter der Frankfurter Allee 104–106, der Zugang erfolgt über die Jessnerstraße. Es handelt sich um eine Grünfläche, die von den Anwohnern bereits genutzt wird, als Aufenthaltsort der Jugendlichen, sowie als Hundeauslauf und zum Grillen. Als ich an einem Mittwochabend zum Gartentreffen komme, sind außer mir sieben Gärtnerinnen da und ein Mann von der Bürgerjury. Er begutachtet das Projekt um in der Jury entscheiden zu können, ob und mit wieviel Geld das Bezirksamt das ehrenamtliche Projekt unterstützen wird. Das Geld könnten die Gärtner gut gebrauchen, denn es soll ein Zugang zu fließendem Wasser gebaut werden, um das Gießen zu erleichtern. Im Moment muss das Wasser noch mit Eimern und Gießkannen aus der Frankfurter Allee geholt und zu den Beeten geschleppt werden. Aber auch ein kleinerer Betrag wäre schon hilfreich, dann könnte endlich Gemeinschaftswerkzeug angeschafft werden.

Von den alten Mitgliedern sind nach dem Umzug nur ein paar übrig geblieben, dafür sind neue Anwohner dazu gekommen. Auch hier sind die Motive wieder ganz unterschiedlich, für einige steht das Gärtnern im Vordergrund, anderen ist wichtig auch kräftig ernten zu können, eine Rentnerin kommt mit ihren Enkeln um Blumen zu pflanzen. Es gibt sowohl Einzel- als auch Gemeinschaftsbeete, ein Metalliglu dient als Schuppen. Die vorhandenen Erdhügel werden umgenutzt, einer wird zu Erdbeerhügel, auf einem anderen soll eine Kräuterspirale entstehen und ein dritter mit Stauden bepflanzt werden.
Gerade bekommt das Gemeinschafts-Gemüse-Beet eine Umrandung aus Steinen, die aus einem Schuttcontainer in der Nähe stammen. Ursprünglich sollte es ein reines Gemüsebeet werden, aber jetzt hat eine der Frauen für die nächste Woche Auberginen und Zucchini-Pflanzen angekündigt und so wird es ein gemischtes Gemüsebeet. Entscheidungen werden hier unkompliziert ausdiskutiert und wer da ist, macht einfach – ohne große Anträge oder Abstimmungen in der Gruppe. So ungefähr stelle ich mir eine Doocracy vor, eine Organisationsform, in der Individuen selbstständig ihre Aufgaben aussuchen und ausführen. Verantwortlich sind hier die handelnden Personen und nicht gewählte oder bestimmten Amtsträger.























Nachdem alle vorhandenen Steine für die Umrandung  verbaut sind, beginnen wir mit einem neuen Gemeinschaftsbeet um Platz für die neuen Pflanzen zu schaffen. Die Gärtner haben Glück, denn der Boden ist gut hier. Auf dem brachliegenden Baugrundstück hatten sie es schwerer: Hier musste die Erde für die Beete zugekauft werden, da das vorhandene Erdreich durchzogen war vom Schutt voriger Gebäude. Im neuen Garten ist das nicht nötig, hier kann direkt losgelegt werden. Zunächst wird der Umriss des Beetes mit dem Spaten markiert, dann die Graßdecke abgestochen. Diese Grasstücke werden nun kräftig geschüttelt, um das Gras mitsamt der Wurzeln von der wertvollen Erde zu trennen. Das Gras landet auf dem Komposthaufen, die Erde im Beet. Es geht etwas chaotisch zu aber schon bald ist ein schönes sternförmiges Beet entstanden. Nächste Woche soll dann Gemüse gepflanzt werden, aber jetzt hat die ältere Dame schonmal robusten bodendeckenden Storchenschnabel organisiert und bepflanzt damit die Zacke des Sterns, die in Richtung einer Graffiti-Mauer liegt und dadurch Gefahr läuft von den Sprayern in Mitleidenschaft gezogen zu werden.








Der Man von der Bürgerjury hat genug gesehen, wie sich die Jury entscheiden wird, bleibt abzuwarten. Würde er seine kleine Tochter fragen, die in der Zwischenzeit kräftig mit angepackt hat, stünde die Entscheidung fest: Beim Gehen fragt sie ihn: "Papa, kommen wir bald wieder her?"

Weitere Infos: www.rosarose-garten.net

Dienstag, 18. Mai 2010

irgendwie anfangen

Mit diesem Post beginne ich die Dokumentation eines Projektes, dem ich den schönen Namen "irgendwo muss man ja anfangen"gegeben habe. Folgendes habe ich vor: Während der nächsten vier Monate werde ich durch Deutschland und Europa reisen und zum Thema „Nachhaltiger Leben“ recherchieren. Ein riesiges Thema – und deshalb habe ich versucht es ein wenig einzugrenzen. Die Frage die mich interessiert „Was kann man als Normalbürger tun um sein Leben schrittweise nachhaltiger zu gestalten?“

Eine Sammlung der Punkte, die mich interessieren, habe ich in dieser Mindmap zusammen gestellt:


Meine Idee ist, die Menschen zu treffen, die Experten in diesen Bereichen sind, und die das Konzept der Nachhaltigkeit bereits in ihr Leben integriert haben. Mit diesen Menschen möchte ich mich austauschen, von ihrem Wissen profitieren, es sammeln und zusammenstellen um es an andere weiterzugeben. Deshalb habe ich verschiedene Bücher, Zeitschriften und das Internet durchforstet auf der Suche nach Orten und Menschen, die ich besuchen und treffen könnte.

Als Vorbereitung auf die Reise, habe ich meine Wohnung in Saarbrücken gekündigt und mein „Basislager“ nach Wien verlegt. Von dort aus bin ich in Richtung Deutschland gestartet. Ja, und jetzt geht’s los! Ich werde versuchen meine Erlebnisse hier regelmäßig festzuhalten und freue mich auf regelmäßige Leser.